Küchencombo
Als die Pandemie von einem Tag auf den anderen alle kulturellen Aktivitäten zum Erliegen brachte, hatte ich das Glück, in einer Musiker-WG zu wohnen. Nachdem sich der erste Schreck gelegt hatte, begannen wir in der WG-Küche gemeinsam zu musizieren und zu improvisieren. Wir hatten zwar schon im Rahmen unseres Jazzstudiums oder anderer Bandprojekte zusammen Musik gemacht, aber diese Jams waren in dieser Formation neu. Frei improvisierter Jazz und grooveorientierte, organische Instrumentalmusik standen im Vordergrund. Ohne Absprachen machten wir uns mal gemeinsam auf die Suche nach bisher unentdeckten Klangräumen, mal blieben wir bei einfachen Riffs hängen oder umspielten humorvoll einfache Akkordverbindungen. Alles war vor allem offen, zugänglich und doch vielschichtig und vor allem frei.
Schon nach kurzer Zeit standen die Nachbarn zu Beginn der Pandemie fröhlich und erwartungsvoll auf den Balkonen oder hinter geöffneten Fenstern; später mit Kindern an der Hand, im Gespräch mit anderen Nachbarn oder Bekannten, bei uns im Innenhof.
In dieser Besetzung spielten wir bei verschiedenen Kulturveranstaltungen, die durch das langsame Erwachen der Veranstaltungsbranche nach der Pandemie wieder möglich geworden waren.
Jeder Auftritt war nicht nur ein Konzert, sondern eigentlich ein Roadtrip von vier Freunden, die ihre musikalische Leidenschaft in einer eher ungemütlichen Zeit teilten und im Rahmen des Möglichen auslebten.